Scrummaster im RZ

Einleitung

Im klassischen Scrum gibt es drei Rollen: Entwickler, Product Owner und Scrum Master. Wir wollen uns hier und heute die dritte Rolle genauer angucken - im “Lehrbuch” und im Besonderen im RZ. Warum tun wir das? Weil die Rolle oft missverstanden wird, und das wollen wir ändern.

Dabei soll dieser Artikel nicht die einzige Wahrheit zeigen, sondern als Inspiration und Diskussionsgrundlage dienen. Daher soll dieser Artikel so niedrigschwellig sein, wie es geht, aber Grundwissen über Scrum wird definitiv hilfreich sein.

Was ist ein Scrum Master?

Der Scrum Master ist zuständig dafür, dass Scrum richtig gelebt wird. Was sehr unkonkret klingt, ist auch nicht direkt zu packen, weshalb die Aufgaben des Scrum Masters oft missverstanden werden. Grob kann man die Aufgaben in 4 Aufgabenbereiche unterteilen:

Er ist ein Lehrer für Scrum-Theorie und Praxis
Er ist ein Moderator und Unterstützer bei allen Scrum-Events.
Er ist ein Coach für das gesamte Team, um alle zu ermächtigen, bestmögliche Arbeit abzuliefern.
Er räumt Hindernisse aus dem Weg, die das Team behindern.

Diese 4 Aufgaben werden wir jetzt erstmal kurz begutachten, um uns danach zu sehen, wie wir diese Aufgaben im Rechenzentrum besetzen. An dieser Stelle sei allerdings nochmal gesagt, dass ein Scrum Master noch mehr macht, als “nur” diese 4 Bereiche, doch sie sind die größten Aufgabenbereiche.

Scrum Master als Lehrer

Teams, welche gerade erst mit Scrum anfangen, sind noch nicht mit den Leitgedanken des Agile-Konzepts vertraut. Dies zu verändern, zählt zu den Aufgaben des Scrum Masters. In der Anfangsfase inspiriert und lehrt er. Außerdem bringt er eigene Erfahrungen ein. So soll das Scrum Team für die Methode begeistert werden. Es ist auch wichtig, dass ein Scrum Master neue Methoden für das Team einführt. Beispielsweise könnten das Extreme Programming oder eine Definition of Done sein.

Scrum Master als Moderator

Für Teams, welche gerade erst mit Scrum anfangen, sind die wichtigsten Aufgaben des Scrum Masters die Moderation und Unterstützung. Zum Beispiel kann eine Besprechung nur dann zum gewünschten Ergebnis führen, wenn jedem Teilnehmer der Sinn und Zweck voll einleuchtet. Wer sein, erst ganz am Anfang stehendes, Team gut unterstützt, hilft ihm, den Mehrwert des Scrum Prozesses zu erkennen. Unterstützung und Moderation sorgen für eine gute Kommunikation. So können innerhalb kürzerer Zeit bessere Ergebnisse erzielt werden. Für einen guten Scrum Master besteht die Kunst darin, sich nicht inhaltlich in die Projekte einzumischen. Alle Aufmerksamkeit gilt dem Prozess.

Scrum Master als Coach

Unter dem Strich lassen sich mithilfe von Coaching Botschaften am besten herüberbringen. Und zwar ganz ohne, dass diese überhaupt formuliert werden müssen. Stattdessen werden Menschen durch das Stellen der richtigen Fragen dazu angeregt, sich die Botschaft selbst auszudenken. Ein Beispiel dafür: Es fällt dem Coach auf, dass ein Teammitglied bei Meetings immer eher ruhig ist. Und statt dem Teammitglied jetzt zu sagen, dass er/sie sich doch bitte mehr einbringen soll, fragt der Coach gezielt nach den Gründen dafür. Coaching zeichnet sich durch Verbesserungen aus, die mit dem Scrum Team auf lange Sicht erzielt werden. Wenn nur einzelne Sprints „gescrumt“ werden, kommt Coaching automatisch eine geringere Bedeutung zu. Bereiche, in denen Scrum Master Teammitglieder coachen könnten, sind Selbstorganisation, Verantwortungsübernahme und persönliche Entwicklung.

Scrum Master als Hindernis-Entferner

Ein guter Scrum Master beginnt jeden Tag mit der Frage: “Was kann ich tun, um dem Team die Arbeit zu erleichtern?” Die Förderung eines optimalen Kommunikationsflusses ist dabei von großer Bedeutung. Wer die Rolle als Scrum Master ausübt, sollte aber darauf achten, vom Team nicht als Assistent wahrgenommen zu werden. Ein Scrum Master gestaltet die Rahmenbedingungen, die eine gute Entfaltung der Teammitglieder ermöglichen. Das Team soll dazu in die Lage versetzt werden, Probleme effizient selbst zu lösen.

Die einzelnen Scrum Master-Rollen im RZ

Als Nächstes wollen wir uns ansehen, wie wir (Beispielhaft) im RZ diese ausfüllen, denn wir haben keinen Scrum Master, sondern versuchen, die Lücken auf verschiedenste Arten und Weisen zu füllen. Dazu sei zunächst gesagt, dass man das gar nicht so generell sagen kann, da unsere Teams teilweise unterschiedliche Herangehensweisen an diese Rollen haben. Ich versuche hier trotzdem, alles so genau wie möglich zu beschreiben.

Lehrerrolle im RZ

Wir haben einen Agilen Coach, der zum Teil damit beauftragt ist, den Agilen Leitgedanken im Unternehmen voran zu tragen. Da er aber alleine im ganzen Unternehmen dafür verantwortlich ziemlich auf verlorenem Posten stehen würde, gibt es in den einzelnen Teams Personen, die den agilen Gedanken hochhalten. Dies ist von Team zu Team unterschiedlich. Dass diese Aufgabe teilweise im Entwicklungsteam liegt, ist allerdings eigentlich konträr zum Agilen Leitgedanken, da dieser sagt, dass sich das Dev-Team möglichst ganz aufs Entwickeln konzentrieren können soll. Dies kann zu Problemen führen.

Coachrolle im RZ

Eine typische Coaching-Rolle haben wir nicht. Diese Rolle wird hier im RZ ganz frei gedacht, die verschiedensten Personen können coachen. Aber es gibt eben keinen festen Ansprechpartner, am ehesten nimmt diese Rolle die jeweilige disziplinarische Teamleitung der Teams ein. Wie gut das funktioniert, ist natürlich stark von den Teams und ihren Dynamiken abhängig.

Hindernis-Entfernerrolle im RZ

Das Entfernen von Hindernissen obliegt im RZ wieder den Teams selber. Sie sind selbstverantwortlich - auch dafür, Hindernisse aus dem Weg zu schaufeln. Dies kann auf der einen Seite gut sein, weil die Entwickler natürlich selber die Hindernisse am besten kennen, allerdings geht das natürlich wieder auf Kosten der Entwicklungszeit. Teilweise hilft hier natürlich die Führungskraft, je nach Problem und Team. Dies will ich hier natürlich nicht unterschlagen.

Moderatorenrolle im RZ

Scrum-Events werden bei uns wieder von den verschiedensten Rollen moderiert. Teilweise übernehmen das die Product Owner, teilweise Teammitglieder oder auch der Agile Coach. Eine feste Regelung haben wir hier nicht, und dies kann zur schwankenden Qualität in Meetings führen - innerhalb eines Teams, aber auch im Vergleich zwischen den Teams. Letztlich liegt die Hoheit hier aber wieder bei den Teams.

Fazit

Als Fazit kann ich hier zusammenfassend sagen, dass wir im RZ viele Aufgabenbereiche, die klassisch bei dem Scrum Master liegen, an die Teams ausgegliedert haben. Damit stärkt man natürlich die Teams: Sie haben viele Verantwortlichkeiten, und das will man ja eigentlich haben. Auf der anderen Seite kostet es eben Entwicklungskapazitäten und Rüstzeiten. Auch ist nicht immer klar, wer denn als Ansprechpartner die richtige Wahl wäre. Ich will mit diesem Artikel nicht sagen, dass ein Scrum Master ein unabdingbares Gut ist, allerdings muss man sich der Stolpersteine bewusst sein, die sich mit dem Fehlen der hier aufgezeigten Kompetenzen in gebündelter Form eines Scrum Masters, auftun. Außerdem will ich (mit den teilweise vielleicht etwas provokative Aussagen) natürlich zu Diskussionen anregen. Daher freue ich mich sehr über Meinungen und Kommentare.

Felix